Es gibt Literatur, die leicht zugänglich ist. Die Pflichtlektüre „Dantons Tod“, ein Geschichtsdrama über die Schreckensherrschaft während der Französischen Revolution, gehört für Abiturienten häufig nicht dazu. Zu sperrig scheint die Sprache Georg Büchners, zu weit weg die inhaltlichen Auseinandersetzungen. Grund genug für die Fachschaft Deutsch des Störck-Gymnasiums, Dr. Thomas Boyken von der Universität Tübingen zu einem Gastvortrag über Georg Büchner und sein dramatisches Werk einzuladen. Nach einer kurzen Einleitung und Begrüßung durch Johannes Koch führte Boyken ausführlich in die Entstehungszeit des Dramas ein. „Büchners Zeit im 19. Jahrhundert war im Prinzip geprägt von ähnlichen Tendenzen wie die heutige Gesellschaft“, so der Literaturwissenschaftler. „Nach der Erfindung der Eisenbahn wurde die erreichbare Welt für den Einzelnen viel größer“. Durch die zunehmende Industrialisierung wurde die Soziale Frage neu gestellt und nach den großen politischen Umwälzungen wurde um eine neue Staatsform gerungen. Diese Problematiken finden sich allesamt in 'Dantons Tod'“ wieder. Büchners dramatisches Konzept wird hierbei in der Metapher der Marionette gespiegelt. Kann der Einzelne etwas ausrichten oder ist der Gang der Geschichte schicksalhaft, fremdbestimmt und letztlich nicht beeinflussbar. Boyken zitierte Briefe des jungen Büchner an seine Verlobte, in denen sich eine pessimistische, mitunter fatalistische Weltsicht zeigt. An verschiedensten Textstellen zeigte Boyken die Positionen der beiden Antagonisten Robespierre und Danton auf, bevor er mit den knapp 70 Schülern ins Gespräch kam. Diese interessierten sich vor allem für den im Drama immer wieder angerissenen Zusammenhang zwischen Macht und Sexualität, aber auch autobiografische Bezüge in Büchners Werk wurden diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass einige Schüler durchaus etwas mehr Klarheit, was den dramatischen Konflikt angeht, bekommen haben.