Nicht selten erschließt sich ein literarisches Werk dem Leser erst, wenn er dessen Entstehungskontext erkundet. Deshalb begaben sich die 54 Schüler der Jahrgangsstufe 1 mit ihren Deutschlehrern Nicole Steurer, Dr. Thomas Birkmann und Jürgen Trost-Witschard nach Maulbronn und Knittlingen. Die Klosteranlage in Maulbronn, die noch immer eine Schule beherbergt, war für das Leben des jungen Hermann Hesse besonders prägend. Seine Erlebnisse als junger Schüler verarbeitet er im Roman „Unterm Rad“, aber auch „Der Steppenwolf“, eines der neuen Schwerpunktthemen für das Abitur, zeigt Motive, die auf Hesses Jahre im beschaulichen Maulbronn hindeuten.
Ein Ort, an dem Literatur lebendig wird, ist das zwischen Pforzheim und Bruchsal gelegene Knittlingen. Der historische Georg Johann Faust soll hier ca. 1480 geboren worden sein, also Jahrhunderte bevor Goethe ihn in seinen berühmten Dramen zu einer der bekanntesten literarischen Figuren aller Zeiten werden ließ. Das Faust-Museum bot den Schülern Einblicke in die Entstehung des Faust-Mythos. Besonders beeindruckend war hierbei die Erkenntnis, dass der historische Faust wohl ein charismatischer Astrologe, Heilkundiger, Wissenschaftler und Alchemist war, ihm der Pakt mit dem Teufel, der im Zentrum der Goetheschen Dramatik steht, aber erst später buchstäblich angedichtet worden ist. Beim Anblick historischer Exponate tauchten die Schüler in eine mittelalterliche Welt voll Wissenschaft und Philosophie, Medizin und Religion ein. Nicht selten dürften dabei das berühmte Gretchen-Zitat „Heinrich, mir graut vor dir“ sowie die Gretchenfrage „sag Heinrich, wie hältst du’s mit der Religion“ zur Sprache gekommen sein. Eines ist jedoch sicher: Eine Art Mephisto brauchen die Abiturienten für das anstehende Deutsch-Abitur nun nicht mehr bemühen müssen.